Projekt: Stammestraße

Vereinszentrum Stammestraße – Ein Millionengrab?

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Das alte Vereinsheim in der Clausewitzstraße

Der Hannoversche Sportverein ist vielseitig und möchte den aktiven Sportlern attraktive Bedingungen bieten. Um weiterhin wachsen zu können, wurde vom Vorstand mit dem Vereinszentrum Stammestraße die zweifelsohne größte Investition der Vereinsgeschichte angeschoben. Der Vorstand hat hierzu ein Grundstück in Maschsee-Nähe von der Stadt gepachtet und der Verein verlässt damit seine Heimat in der Eilenriede. Das dortige Vereinsgelände wurde der Profigesellschaft überschrieben, die das Gelände für ein neues Nachwuchsleistungszentrum nutzt.

Was ist geplant?

Aktuell ist ein „erster Bauabschnitt“ geplant, der eine Turnhalle, Fitnessräume, eine Gaststätte und Büros für die Mitgliederverwaltung umfassen soll. Die Kosten des Neubaus sollen laut Vorstand etwa acht bis zehn Millionen Euro betragen. Insiderinformationen zufolge sollen die Kosten dieses ersten Bauabschnitts allein aber eher bei 13 Millionen Euro liegen. Aktuelle Nachrichten deuten zudem mögliche Bombenfunde und kontaminierte Flächen an, welche die Kosten noch weiter nach oben treiben dürften, sollten sich die Verdachtsmomente erhärten.

Wer soll das bezahlen?

Die Finanzierung wird vom Vorstand bisher nicht transparent dargestellt, basiert aber im Wesentlichen auf zwei Säulen: Der Erlös der Vereinsanteile an der Profifußballgesellschaft von etwa 3 Mio. Euro (nach Steuern) aus dem September 2014 und bereits angesparte Mitgliedsbeiträge aus den Fördermitgliedschaften sollen als Eigenkapital dienen. Für den weitaus größten Teil der Kosten muss der Verein Kredite in Höhe von vier bis sechs oder gar neun Millionen Euro aufnehmen, was somit zur größten Verschuldung der Vereinsgeschichte führen dürfte.

Die Rückzahlung des Kredits, die Betriebskosten und natürlich die Pacht muss der Verein, neben den üblichen laufenden Kosten für alle aktiven Sparten, aus den Mitgliedsbeiträgen und sonstigen Einnahmen decken. Angedacht ist beispielsweise eine Vermietung der Flächen an Betriebssportgruppen, was aber gleichzeitig die Nutzung durch die Vereinsmitglieder einschränkt. Üblicherweise trainieren Betriebssportgruppen schließlich nicht während der Arbeitszeit und damit nicht zu Zeiten, zu denen das Vereinszentrum sowieso leer steht. Darüber hinaus ist nicht sicher davon auszugehen, dass das Fitnessstudio oder eine mögliche Sauna von den Mitgliedern kostenlos genutzt werden könnten, wie das Beispiel anderer Vereine in Hannover zeigt.

Wichtigste Einnahmequelle sind die Beiträge aus den etwa 13.000 Fördermitgliedschaften. Gerade dieser Posten steht auf sehr wackeligen Füßen, da die Entwicklung stark vom sportlichen Abschneiden der Bundesligamannschaft abhängt. Vereinsvertreter rechnen nach dem wahrscheinlichen Abstieg der Bundesligamannschaft mit einem Rückgang um bis zu 8.000 Mitgliedschaften, was einem Beitragsvolumen von fast einer halben Million Euro pro Jahr entspricht, die dem Verein dann fehlen würden. Ein zweiter angedachter Bauabschnitt ist in diese Überlegungen zur Finanzierung zudem noch gar nicht einbezogen.

Welche Risiken existieren?

Während man sich des „Risikokapitals“ Profifußball entledigt hat, für das man nur mit den Einlagen in die Gesellschaft haftete, schafft der Vorstand durch das aus unserer Sicht zu einseitig finanzierte Vereinszentrum ein immenses Risiko für den gesamten gemeinnützigen Verein. Für die Kredite haftet nämlich der Verein und nicht die Sales & Service, die das Niedersachsenstadion und das NLZ letztlich betreibt. Wenn die Einnahmenseite durch wegbrechende Mitgliedschaften sinkt, könnte dies zu Sonderumlagen für alle verbliebenen Mitglieder oder gar zur Insolvenz führen. Festzuhalten bleibt, dass ein derartiges Vereinszentrum allein durch die Mitgliedsbeiträge der aktiven Sportler nicht zu finanzieren ist.

Wer profitiert davon?

Eine Liste der von diesem Neubau profitierenden Sparten existiert aktuell nicht. Man kann aber klar erkennen, dass es allein aus Platzgründen und dadurch fehlenden Sportflächen nicht alle sein können. Wer vom Neubau hingegen nicht profitiert, ist bereits seit der letzten Mitgliederversammlung klar: Die traditionsreiche Tennissparte wurde nicht mit neuen Plätzen bedacht und zeigt aktuell Auflösungserscheinungen.

Einige Abteilungen sollen erst im zweiten Bauabschnitt berücksichtigt werden. Eine Ausgestaltung des zweiten Bauabschnitts existiert bisher aber ebenso wenig. Vorschläge zur Finanzierung sind auch noch nicht bekannt. Wir sagen ganz klar: Der Verein kann nur das bauen, was finanziell darstellbar ist. Und das sollte sich an den Bedürfnissen aller Sparten des Vereins orientieren, denn die 120-Jährige Tradition im Breitensport muss fortgeführt werden.

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