Fitnesscenter Stammestraße – Das Millionenrisiko nimmt Gestalt an

Pro Verein hatte vor einiger Zeit Gelegenheit, sich mit den Vorstandsassistenten Feldmann und Pollmann ausführlich über das geplante Vereinsgelände in der Stammestraße auszutauschen. Dabei verfestigte sich die bisherige Einschätzung, dass das Zentrum nicht zum Nutzen der aktiven Vereinsmitglieder geplant wurde. Vielmehr möchte man im Wesentlichen ein Fitnessstudio errichten, dessen Refinanzierung zum größten Teil durch eine ambitioniert hohe Zahl von bis zu 2.100 zu gewinnenden aktiven Neumitgliedern mit einem Beitrag von 49 Euro im Monat gesichert werden soll. Von den bisherigen etwa 3.000 aktiven Mitgliedern unseres Vereins sind im Finanzplan lediglich 400 Personen berücksichtigt, die das Fitnessstudio für einen monatlichen Zusatzbeitrag von 35 Euro (Kinder zahlen weniger zusätzlich) benutzen sollen.

Der 1. Bauabschnitt

Im Herbst 2017 soll der Bau beginnen. Geplant ist ein barrierefreies Gebäude nach KfW55-Standard, das folgende Räumlichkeiten beinhaltet:

  • ein Fitnessstudio mit 70 Trainingsplätzen
  • eine Gaststätte (ohne Veranstaltungssaal), die vom bisherigen Pächter der Clausewitzstr. betrieben werden soll
  • ein Raum zur Nutzung durch die Schach- und Dartabteilungen
  • eine Turnhalle mit der Größe eines Basketballfeldes (480 qm)
  • eine weitere, kleinere Turnhalle (160 qm)
  • Büroräume für die Vorstandsassistenten und weitere Mitarbeiter des Vereins
  • Umkleidekabinen und Sanitärbereiche

Der Außenbereich, dessen Nutzung durch eine quer über das Gelände verlaufende Fernwärmeleitung der Stadtwerke eingeschränkt wird, ist geprägt durch Beachvolleyballplätze, einen Minifußballplatz, einen Spielplatz und Parkplätze.

Die Finanzierung

Für den ersten Bauabschnitt werden insgesamt Kosten von 10 Mio. Euro veranschlagt. 5 Mio. Euro davon sollen als KfW-Kredit über einen Zeitraum von 20 Jahren zurückgezahlt werden. Dieser beinhaltet einen tilgungsfreien Zeitraum von zwei Jahren zu Beginn, in dem lediglich 50.000 Euro an Zinsen pro Jahr zu zahlen sind.

Die Kredittilgung und die laufenden Kosten sollen durch die aktiven Nutzer getragen werden. Insgesamt werden jährlich Einnahmen von etwa 1,2 Mio. Euro benötigt, um das Vereinszentrum kostendeckend betreiben zu können.

Neben den geplanten Einnahmen aus den Beiträgen der Fitnesscenternutzer sollen auch durch Nutzungsgebühren für die Turnhallen die Abteilungen zur Refinanzierung beitragen. Im Raum steht ein Zusatzbeitrag von 10 Euro im Monat pro Mitglied.

Die Gaststätte, die keine Möglichkeiten größerer Feiern bieten wird, da man auf einen Saal zugunsten einer zweiten, ziemlich kleinen Turnhalle verzichtet, soll in den ersten fünf vereinbarten Jahren eine monatliche Pacht von 1.500 Euro einbringen. Dafür soll dem Pächter lediglich der nackte Raum zur Verfügung gestellt werden. Für die Einrichtung und die Küche wird der Pächter selbst aufkommen.

Das Fitnessstudio

Hier plant man zum Start in der zweiten Jahreshälfte 2018 direkt mit 700 Nutzern. Die Zahl der Nutzer soll bis zum Jahre 2023 bis zu einer Auslastung von 100 % mit 2.500 Nutzern geführt werden. Wert gelegt wird dabei ausschließlich auf Fitness, eine Sauna sucht man vergeblich. Betreut werden sollen die Nutzer von lediglich drei Trainern, die die fast täglichen Öffnungszeiten von 8 bis 22 Uhr abdecken sollen.

Die Kritik

Unser Besuch bei den Vorstandsassistenten, der die auf der vergangenen Mitgliederversammlung offengebliebenen Fragen aufarbeiten sollte, förderte eins deutlich zu Tage: Das Vereinszentrum Stammestraße wird nicht für die Mitglieder des Vereins geplant, sondern als Konkurrenz für die kommerziell betriebenen Fitnessstudios in Hannover. Man ordnet sich im mittleren Preissegment ein und erwartet dadurch auf einem vermeintlich stark wachsenden Fitnessmarkt hohe Nutzerzahlen.

Es stellt sich die Frage, warum sich der Verein mit 5 Mio. Euro verschulden sollte, um den bisherigen aktiven Mitgliedern quasi keinen Mehrwert für ihren Sport zu bieten. Theoretisch gibt es einen Mehrwert ja durchaus, doch ist man wohl in der Planung selbst nicht davon überzeugt, da man mit einer Nutzung des Fitnessstudios zu 84 % mit Neumitgliedern plant.

Wohl und Wehe des Projekts hängt aber fast ausschließlich von diesem Fitnessstudio ab, da der monatliche Finanzbedarf von 100.000 Euro gerade durch dieses erwirtschaftet werden soll. Im Finanzplan ist man bereits ab Ende 2019 im grünen Bereich, doch wenn 2020 die Kreditrückzahlung mit Raten von über 200.000 Euro im Jahr beginnt, ist die Zeit der Wahrheit gekommen. Verluste aus diesem Projekt tragen nämlich die bisherigen Mitglieder durch ihre Beiträge.

Man kann nur hoffen, dass sich die offiziellen Prognosen bewahrheiten oder das Projekt noch vor Baustart in sinnvollere Bahnen gelenkt werden kann.

Eine Informationsveranstaltung am kommenden Mittwoch (Anmeldung) wird interessierten Mitgliedern zudem endlich die Möglichkeit geben, hier mehr zu erfahren und sich selbst ein Bild zu machen.
-Die Veranstaltung ist bereits ausgebucht!